Bleibe mit Aussicht gesucht
Astronomen finden in Hattingen keinen Standort für eine Sternwarte. Die gute Nachricht: Mit Amateurfunkern wollen sie Meteoriten hörbar machen.
(WAZ-Foto: Stefan Abend)
"Mittelgroß" ist der Frust der Mitglieder der Volkssternwarte Hattingen e.V. darüber, dass sie in der Stadt kein Gelände finden für ihre Sternwarte. Und bislang ihre Kuppel in Essen stehen lassen müssen. Doch es gibt auch frohe Botschaften: Eine Kooperation mit den Amateurfunkern soll helfen, Meteoriten hörbar zu machen.
Seit gut zehn Jahren sind Hobby-Astronomen jetzt schon auf der Suche nach einem geeigneten Plätzchen. "Früher hatten wir eine Beobachtungshütte Am Zippe. Dort wurden uns dann Bäume vor die Nase gepflanzt, wir hatten kein Sichtfeld mehr", erinnert sich der Vorsitzende Michael Maucksch. Die Stadt habe man um ein Stückchen Gelände etwas höher Am Zippe gebeten. Ohne Erfolg. "Dabei hatten wir schon eine Baugenehmigung. Nur: Die Grundstücke, die die Stadt uns anbot, kamen für uns nicht in Frage. Sie lagen entweder in der Nähe eines Fußballplatzes mit Flutlichtanlage oder im Wald."
Dabei brauchen die Sternenfreunde gar nicht viel Platz, etwa 100 Quadratmeter mit freiem, unverbauten Blick mindestens von Südosten über Süden bis Südwesten. Ein Standort im Süden Hattingens oder der Elfringhauser Schweiz wäre ideal. Eine kleine Pacht könnte der Verein bezahlen, würde sich um die Grundstückspflege selbst kümmern. "Und die Punktfundamente, die wir gießen, sind komplett rückbaubar", so Vorstandsmitglied Peter Spangenberg.
Sogar ein eigenes Faltblatt für die Grundstückssuche haben die Engagierten gedruckt - mit beeindruckenden Sternenfotos von Mitgliedern. Verteilt haben sie es beim Hattinger Astronomischen Trödel-Tag. "Manche sagten auch, sie hätten da eine Idee - aber wir haben nie wieder etwas von jemandem gehört", so Mitglied Thomas Reekers.
Die Hoffnung aufgegeben haben die Aktiven aber noch lange nicht. "Wir suchen weiter", versprechen sie. Denn: Viele interessierte Bürger scheuen die Fahrt nach Essen. Veranstaltungen für die Neugierigen in dieser Stadt möchte die Volkssternwarte anbieten. Schon jetzt informieren sie auf Anfrage etwa in Kindergärten und Schulen, bringen auch Sonnenteleskope mit.
Die Beobachtungsstation in Essen, 2010 aufgebaut, kann wegen ihrer Lage nicht für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden, ist nur Mitgliedern zugänglich.
Und die sind im vergangenen Jahr mehr geworden. "Wir haben 20 Mitglieder, fünf kamen allein im vergangenen Jahr dazu, darunter auch junge Menschen", so Maucksch. Der Verein sei auch deshalb attraktiv, weil es "bei uns keine Vereinsmeierei gibt. Ist das Wetter gut, trifft sich, wer Lust hat. Es gibt keine Zwänge. Und trotzdem erklären sich für die Aktionen immer genug Leute bereit, sich einzubringen."
Viele interessieren sich nicht für das Betrachten der Sterne, sonder für das Fotografieren. Damit hat Thomas Reekers inzwischen viel Erfahrung - und teilt sie auch mit Anfragenden. 15 bis 16 Stunden kann es schon dauern, bis ein Foto fertig ist. Denn: Mehreren Stunden Belichtungszeit folgt dann die Bearbeitung am Computer.
Ein Projekt wollen die Hobby-Astronomen jetzt angehen: das Hörbarmachen von Meteoriten. "Wir haben Kontakt geknüpft zu den Amateurfunkern. Die werden mitmachen. Eines unserer Mitglieder ist Physiker, der hat sich damit auch beschäftigt. Das wird spannend." verspricht Spangenberg.
Liliane Zuuring
WAZ Hattingen und Witten, 06.08.2013
(Quelle: http://www.derwesten.de/staedte/witten/bleibe-mit-aussicht-gesucht-aimp-id8280290.html)
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